Neuropsychologische Einzeltherapie
Neuropsychologische Therapien finden in der Regel im Einzelsetting, also zwischen Patient und Therapeut statt. Zu einzelnen Sitzungen werden Angehörige mit einbezogen. Eine neuropsychologische Therapie umfasst viele Bausteine, die zu einer Verbesserung der geistigen Leistungsfähigkeit und der psychischen Befindlichkeit wirksam beitragen. Dazu gehören:
  • Hirnfunktionstraining
  • Kompensationsmethoden zum Ausgleich von Defiziten
  • Behandlung psychischer Folgebeeinträchtigungen (z.B. Störung des Verhaltens, Anpassungsstörung, Depression)
  • Förderung von Störungsbewusstsein und Krankheitsverarbeitung
  • Familien- und umfeldtherapeutische Maßnahmen
Die Verbesserung des geistigen Funktionsniveaus ist ein wesentlicher Bestandteil der neuro­psycholo­gischen Behandlung. Neben rein übenden Verfahren kommen sogenannte kompensatorische Methoden zum Einsatz, die darauf abzielen, durch Strategien und Hilfsmittel Defizite auszugleichen und eine Alltags­bewältigung zu erleichtern. Dennoch ist ein verbessertes Funktionsniveau nicht das primäre Ziel der Therapie. Vielmehr geht es um einen selbstbestimmten Umgang mit den Krankheitsfolgen und die bestmögliche Wiedererlangung der Selbständigkeit und Unabhängigkeit. Daher orientiert sich die neuropsychologische Therapie immer an den realen Lebensbezügen des Patienten.
Es sind nicht nur die kognitiven Beeinträchtigungen, die ein verändertes Erleben und Verhalten auslösen; durch eine Hirn­schädigung werden häufig auch die individuellen Wesensmerkmale beeinflusst. Dies ist sowohl für Betroffene als auch für Angehörige besonders schwer zu akzeptieren. Depressive Stimmungen, Antriebslosigkeit, erhöhte Reizbarkeit, Unruhe­zustände und vieles mehr können einzeln oder in Kombination komplexe veränderte Persönlichkeitsmuster hervorrufen. Dies kann sowohl das Selbstbild als auch die sozialen Beziehungen erheblich verfremden. Hier greifen die üblichen psycho­therapeu­tischen Verfahren in der Regel nicht, da die Betroffenen durch ihre kognitiven Einschränkungen häufig mit den Anforderungen an eine psychotherapeutische Arbeit überfordert sind. Es bedarf einer spezifischen Vorgehensweise, um diese Patienten zu erreichen und wirksam mit ihnen therapeutisch zu arbeiten.
Auch die Themen Störungsbewusstsein und Krankheitsverarbeitung nehmen eine zentrale Rolle ein. Eine Einsicht in die vorhandenen Defizite und deren Folgen bildet die Basis einer heilsamen Auseinandersetzung mit der Erkrankung. Einen Weg zu finden, zwischen einer Anstrengungs­bereitschaft zur Erreichung von Fortschritten und einem Annehmen des gegebenen Zustandes, ist ein wesentliches Ziel.
Von entscheidender Bedeutung für den Verlauf der Therapie ist die Einbeziehung nahestehender Angehöriger. Nur mit ihnen gemeinsam gelingt es, neue Möglichkeiten der Alltagsbewältigung und des Zusammenlebens zu erarbeiten und umzusetzen. Das Erarbeiten von internen und externen Hilfen sowohl mit dem Angehörigen als auch dem Erkrankten, kann den Umgang mit den Folgen der Erkrankung erheblich erleichtern. Unter internen Hilfen ist die Anwendung von Strategien zu verstehen, die in der Person selbst liegen, zum Beispiel Selbst­management­methoden oder achtsamkeitsbasierte Verhaltens­techniken. Zu den externen Hilfen zählen Anpassungen, die im Umfeld des Erkrankten vorgenommen werden, z.B. das Führen eines Gedächtnis­tagebuches oder die Erstellung eines Tagesplans.